Appell: Free Radio Jouranlist Andrey Allakhverdov and the Arctic 30

Appell: Free Radio Jouranlist Andrey Allakhverdov and the Arctic 30

Seit sechs Wochen hoffen 30 Greenpeace – Aktivisten, die im Nordpolarmeer auf einer russischen Ölplattform gegen die Ausbeutung der Arktis protestiert hatten, auf ihre Freilassung. Trotzdem den Aktivisten nunmehr nicht mehr Piraterie sondern nur “Rowdytum” vorgeworfen wird, drohen ihnen bis zu sieben Jahre Haft – zudem könnte ein Präzedenzfall geschaffen werden. Auf Bitte von Free Radio geben wir den “Arctic 30” ein Gesicht und veröffentlichen den Appell zur Freilassung von Andrej Allachwerdov.

Genau jetzt in diesem Moment befindet sich unser russischer Freund und Radiojournalist Andrej Allachwerdov in einer Gefängniszelle in der Stadt Murmansk, im hohen Norden Russlands. Er und 29 weitere Menschen aus GUS-Staaten, aus Europa, aus Nordamerika, aus Australien und aus Lateinamerika sind dort inhaftiert auf Grund von ihrer Teilnahme in einer Greenpeace Kampagne gegen Offshore Ölgewinnung in der Arktis. Als Resultat ihres friedlichen Protests gegen eine der weltgrößten Gasgesellschaften die russische Gazprom, stürmten Russische Spezialeinsatzkräfte ihr Schiff in internationalen Gewässern. Jetzt sind sie alle inhaftiert, während die Behörden die Anklage der Piraterie prüfen, ein Verbrechen, welches in Russland mit einer langjährigen Gefängnisstrafe geahndet werden kann.

Greenpeace liegt es daran die öffentliche Aufmerksamkeit auf die kollektive Notlage der sogenannten „Arctic 30“ zu ziehen. Dies ist sowohl verständlich als auch bewundernswert. Doch während wir darauf warten über jeden Einzelnen der 30 mehr zu erfahren, können wir euch über einen von ihnen erzählen, den wir sehr gut kennen: Andrej Allahverdov.

Andrey wäre der Erste, der sagen würde, dass er nicht besser ist, als der Rest von uns, doch wenn man sich für Radio, Medien oder Wissenschaft interessiert, dann ist Andrey einer dieser Menschen, die man entweder kennen gelernt hat oder die man dringend kennen lernen sollte. Anfang der Neunziger Jahre war er Radioproduzent bei Radio Rossiya, dort produzierte er eine Sendereihe über Umweltschutz in Russland – diese Serie wurde so lange es sie gab regelmäßig mit Preisen ausgezeichnet. Als fähiger Linguist, Fähigkeiten die er in seiner Zeit als Übersetzer für die Sowjetische Armee erlernt hatte, ergriff er jede Gelegenheit kulturellen Austausch zu unterstützen. Er nahm an vielen internationalen Medien und Radiokonferenzen teil, wie den Prix Europa, International Features Conference (IFC), und “Third Coast International Audio Festival“. Er produzierte Beiträge, Reportagen, Feature, und war Autor, Co-Autor, und Übersetzter für Beiträge und Kommentare des BBC, des Magazins „Science“, und „The Independent“. Er organisierte Besuche von ausländischen Journalisten in Russland und nahm viele von ihnen auch bei sich zu Hause als guter Gastgeber auf, und das wichtigste: er erklärte uns allen immer genau, um was es bei einer Geschichte, einer Idee oder einer Anekdote tatsächlich ging.

Kontexte waren schon immer sehr wichtig für Andrey – als Chefredakteur der Stiftung für Unabhängige Rundfunkberichterstattung über ein Jahrzehnt lang, brachte er Hunderte von jungen Journalisten in ganz Russland die Bedeutung von Wörtern und Kontexten bei. Er unterrichtete sie außerdem im Fach „Journalistische Ethik“ und konnte schon immer Grammatikfehler nicht ausstehen – wer ihn als Lehrer hatte, wusste das im Endeffekt zu schätzen. Andrey sorgte sich um Probleme und Geschichten anderer, als wären es seine Eigenen, und die Option ihn sogar spät nachts anrufen zu dürfen, war schon immer gegeben – für Freunde, für Kollegen, für Studenten. Mit seiner Arbeit als Radiojournalist hat er uns allen gezeigt, wie kreativ und vielseitig das Radio als Medium sein kann.

Seine jetzige Verbindung zu Greenpeace war kein Zufall. Andrey war als Jounalist immer interessiert am Thema Umweltschutz und beobachtete auch die Arbeit von Umweltschutzorganisationen. Anfang dieses Jahres nahm er dann bei Greenpeace in Moskau eine Stelle als Pressesprecher an. Als Mensch, dem journalistische Ethik sehr wichtig war, musste er den Beruf des Journalisten aus verschiedenen Gründen und Gegebenheiten kurz davor aufgeben. Seine neue Position bei Greenpeace machte für uns, die Andrey schon sehr lange kennen, Sinn. Denn in seiner Arbeit als Journalist hatte das Thema Umweltschutz immer Priorität. So wie er früher darüber über Radiowellen berichtete, warum Umweltschutz wichtig ist, tat er das nun auch.

Nun hat die russische Staatsanwaltschaft offiziell gegen Andrey, so wie den Rest der 29 Beteiligten der Greenpeace Arktis Kampagne gegen Gazprom Anklage auf Piraterie erhoben. Wir empfinden diese Anklage für ungerecht und unberechtigt. Auch wenn russische Gerichte nicht gerade für ihre Unabhängigkeit bekannt sind, kann ein breites öffentliches Interesse an der Notlage der Arctic 30 dennoch Ausgang ihres Verfahrens beeinflussen. Bitte unterstützt uns darin auf ihre Freilassung hinzuwirken, dadurch dass ihr diesen Brief teilt oder diese Petition mit unterzeichnet. Journalistenfreunde! – und ihr seid wirklich viele – wir bitten euch dazu beizutragen, dass die Arctic 30 die mediale Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdienen. Die jenigen, die mehr über Andreys Geschichte erfahren möchten, seine aufgefordert uns zu kontaktieren.
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung,

Freunde und Kollegen von Andrej Allakhverdov

Veronica Dmitriyeva veronica.dmitriyeva@gmail.com +7 985 763 4631
Charles Maynes charlesmaynes@gmail.com +7 926 606 2192
Lena Uporova lenauporova@gmail.com +7 925 139 9581