Förderung des Multilateralismus durch politische neue Medien.

Förderung des Multilateralismus durch politische neue Medien.

Die steigende Zunahme des globalen Rechtspopulismus ist, durch seine wiederholten Aufkündigungen multila- teraler Vereinbarungen, die größte Gefahr für unsere auf

Diplomatie basierende Weltordnung nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Als Antwort darauf gab es vermehrt Stimmen, die einen linken oder liberalen Populismus fordern. Diese Forderung birgt jedoch die Gefahr für weitere Falschinformationen und gesellschaftliche Spaltung. Durch eine moderne, auf Partnerschaften basierende Kommunikationsstrategie könnte dieses Problem pluralistischer und nachhaltiger bekämpft werden. Mediale Partnerschaften mit dem Ziel, multilaterale Akteure zu bewerben, um da- durch ihren kommunikativen Wirkradius zu vergrößern, haben das Potenzial, ein informiertes Wählerverhalten zu fördern, das den Multilaterialismus begünstigt.

Es gibt bereits hochklassigen Journalismus, der komplexe Problemfelder strukturiert kommuniziert, und auch ungefilterte Informationen aus erster Hand sind häufig öffentlich zugänglich. Leider entscheiden sich viele Menschen für eine einseitige und daher einfachere Antwort auf komplexe Fragen. Das hat dazu geführt, dass viele Menschen an eine Art „Geheimdiplomatie“ glauben. Peter Ramsauer, Vorsitzender des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, hat diesen Begriff erst vor Kurzem in Bezug auf den Migrationspakt der UN genutzt. Diese Ansicht eröffnet Populisten die Möglichkeit, aktuelle Entwicklungen der internationalen Politik bewusst falsch zu interpretieren. Dies fällt leider auf fruchtbaren Boden und führt so zur Machtergreifung politischer Akteure, die Jahre progressiver Arbeit im Bereich der internationalen Kooperation umkehren.

Eine Schlüsselfunktion in diesem Prozess könnten Social-Me- dia-Stars oder sogenannte „Influencer“ einnehmen. Diese zu integrieren, kann auf verschiedene Arten geschehen. Eine Möglichkeit ist die Implementation einer Quote für Blogger und Influencer auf Einladungslisten, die typischerweise exklusiv für Entscheidungsträger reserviert sind. Durch eine enge Bindung an die Quelle der Information lässt sich der Verbreitung von Falschinformation im Internet etwas entgegensetzen. Auch eine direkte Zusammenarbeit mit Unternehmen wie YouTube, Netflix und Facebook wäre denkbar.

Fehler in der Social-Media-Kommunikation politischer Ak- teure entstammen meist der Arbeit fachfremder Personen. Neben Dokumentationen und Interviews stellen auch fiktionale Projekte eine Möglichkeit dar, für den Multilaterialismus zu werben. Eine ansprechend produzierte Serie über die Arbeitsweise, den Einfluss und das Wirken der Vereinten Nationen etwa könnte Menschen aufmerksam auf die Bedeutung internationaler Organisationen machen. Indem man Medien erreicht, die von eher unpolitischen Menschen jeden Tag konsumiert werden, lässt sich ein Interesse wecken, das später zu einem aktiven Engagement führen kann.

Neue Medien prägen und formen die Meinungen aktueller und zukünftiger Wähler. Dieses Feld kann nicht einseitigen oder falschen Informationen überlassen werden. Um dies zu ändern, müssen sich Initiativen in diesem Bereich nicht durch Quantität, sondern durch Qualität auszeichnen. Daher müssen zuverlässige Partnerschaften auch mit Personen außer- halb der klassischen politischen Sphäre geschlossen werden. Das Ziel muss es sein, Menschen zu integrieren, die bisher nicht Teil der Diskussion waren oder die überhaupt noch nicht daran gedacht haben, Diskussionsteilnehmer zu sein. Es soll nicht darum gehen, das politische Spektrum zu ändern, sondern darum, den einzigen effektiven Weg zu vermitteln, um Frieden und Fortschritt zu sichern: durch Zusammenarbeit.

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Märzausgabe des Diplomatischen Magazins.

© Titelbild: Fernando Weno (flickr.com)