Die Region Subsahara Afrika

Die Region Subsahara Afrika

Die Region der Subsahara beschreibt den geografisch südlich der Sahara gelegenen Teil des afrikanischen Kontinents und umfasst mithin – gemäß der Definition der Vereinten Nationen – 49 der 54 afrikanischen Staaten. Subsahara Afrika bildet eine eigene klimatische Zone, die durch die Sahara sowie die Sahelzone vom nördlichen Afrika ökologisch, kulturell und ethnisch getrennt ist. Eine Besonderheit der Region ist die enorme sprachliche Vielfalt mit jeweils bis zu einigen hundert Sprachen in manchen Staaten, die jedoch den Handel und die Kommunikation häufig erschwert. Aus diesem Grund bildeten sich früh überregionale Sprachen – wie beispielsweise Kiswahili in Ostafrika – heraus, die bis heute gesprochen werden.

In den 49 Staaten leben über eine Milliarde Menschen. Im weltweiten Vergleich hat Subsahara Afrika das höchste Bevölkerungswachstum, welches bis 2050 voraussichtlich zu einer Verdopplung der Bevölkerung auf etwa zwei Milliarden Menschen führt. Diese Entwicklung bietet ein großes Potential, insbesondere aufgrund des starken Wachstums der jungen, erwerbstätigen Bevölkerung. Aber auch die Anzahl der Arbeitslosen wird sich dementsprechend auf etwa eine Million erhöhen, was ein enormes Problem darstellt. Gleichzeitig gilt die Hälfte der Menschen südlich der Sahara als unterbeschäftigt und arbeitet im informellen Sektor. Hierdurch fehlt es oft an ausreichend qualifizierten Fachkräften vor Ort. Es muss den afrikanischen Ländern gelingen den wirtschaftlichen Nutzen aus der veränderten Altersstruktur auch tatsächlich auszuschöpfen. Gelingt dies nicht, birgt die Bevölkerungsentwicklung eine bedrohliche Kehrseite. Letztlich drohen humanitäre und politische Katastrophen mit sozialen Unruhen und wachsenden Migrationsströmen, wenn die Region es nicht schafft die wachsende Bevölkerung zu ernähren und medizinisch zu versorgen. Ist das Bevölkerungswachstum demnach eine enorme Chance mit zu vielen Herausforderungen für die Region?

Vor allem die beträchtliche Ungleichheit zwischen den einzelnen Staaten sowie innerhalb der Staaten führt immer wieder zu Konflikten. Insbesondere die auf allen Ebenen der Politik, Wirtschaft und Justiz bestehende Korruption verschärft die sozialen Ungleichheiten, erschwert Investitionen und untergräbt das Vertrauen in die Regierungen. Die Subsahara ist die einzige Weltregion, in der die Armut seit 1990 zugenommen hat (mit Ausnahme Südafrikas). Mehr als zwei Drittel der Menschen verfügen über weniger als zwei USD pro Tag und sind damit – laut einer Definition der Weltbank – extrem arm. Zwar wuchs die Wirtschaftsleistung in dieser Zeit deutlich schneller als die Weltwirtschaft, zwischen 2000 und 2015 durchschnittlich sogar um real durchschnittlich mehr als 5 Prozent, dennoch hat sich die Gesamtsituation nie so stark verbessert, wie es schien. Diese Entwicklung und die lange Wachstumsperiode wurde maßgeblich durch gestiegene Rohstoffpreise und erhöhte Direktinvestitionen aus China beeinflusst – ein Staat, der im Laufe der Zeit zum wichtigsten Handelspartner der Subsahara aufgestiegen ist. Inzwischen ist das Wachstum wieder extrem zurückgegangen – unter anderem aufgrund der stärkeren Ausrichtung Chinas auf den Binnenkonsum. Das Pro-Kopf-BIP setzt sich einerseits aus dem BIP-Wachstum und andererseits aus der Bevölkerungsentwicklung zusammen. Da die Bevölkerung der Subsahara derart rasant wächst, fallen die Erfolge in der Armutsbekämpfung relativ gering aus. Ein Bevölkerungswachstum von durchschnittlich 2,8 Prozent pro Jahr reduzierte das Wirtschaftswachstum auf jährlich etwa 2,5 Prozent. Folglich steigt der Wohlstand – gemessen am BIP pro Kopf – nur dann, wenn die Wirtschaft schneller wächst als die Bevölkerung. Der Rückgang der Erwerbsarmut ist zu langsam und kann mit dem stetigen Anstieg der Erwerbsbevölkerung nicht mithalten. Um bei der Armutsbekämpfung spürbare Fortschritte zu machen, benötigt Subsahara Afrika ein jährliches Wachstum von 6 bis 7 Prozent.

Bei der Beurteilung dieser Zahlen ist jedoch zu beachten, dass mehr als ein Drittel der Bauern südlich der Sahara ihre Nahrung und die meisten Güter ihres Lebensunterhaltes komplett für sich selbst bzw. ihre lokalen Gemeinschaften produzieren. Diese Subsistenzleistungen können in den heute üblichen Wohlstandsindikatoren kaum erfasst werden. Aufgrund des sozialen Wandels reicht die reine Subsistenzproduktion jedoch in den meisten Fällen nicht mehr aus um den Lebensunterhalt der Menschen ausreichend zu sichern. Die weit verbreitete Armut und die sich zunehmend verschlechternden Bedingungen für die Subsistenzwirtschaft – beispielsweise die Verdrängung durch Großbetriebe, der Raubbau an Ressourcen sowie die Entstehung neuer Abhängigkeiten – wirken sich vor allem auf die Ernährungs- und Gesundheitslage negativ aus. Mehr als ein Fünftel der Menschen in der Region der Subsahara gelten als unterernährt; die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt lediglich 54 Jahre; fast 40 Prozent der Bevölkerung leben noch immer ohne ausreichende Wasserversorgung; und fast 70 Prozent ohne angemessene Sanitärversorgung. Hinzu kommen die gravierenden Auswirkungen der Immunschwächekrankheit AIDS und anderer Infektionskrankheiten wie Malaria und Tuberkulose bedingt durch das feucht-heiße Klima. Mangelhafte Hygiene sowie ein mangelhaftes Gesundheitssystem und das Unwissen der Bevölkerung verschärfen diese Probleme.

Die politische Landschaft der Subsahara war über Jahrzehnte hinweg von diktatorischen Regierungsformen geprägt. Trotz einer seit dem Ende des kalten Krieges erkennbaren Demokratisierung wird die Mehrheit der Staaten mehr oder weniger diktatorisch regiert. Das grundlegende Dilemma besteht darin, dass Wahlen in der Subsahara einerseits essentiell sind, andererseits aber auch heute noch häufig in einem fragilen politischen Umfeld stattfinden. Selbst in Ländern, deren Systeme als relativ gefestigt gelten, ist es nicht selbstverständlich, dass Abstimmungen friedlich und fair verlaufen, und die Ergebnisse allgemein akzeptiert werden. Sind Wahlen in Subsahara Afrika also Fluch oder Segen? Nicht selten dominiert die Sichtweise, Wahlen in Subsahara Afrika seien bloß ein Deckmantel für autoritäre Herrschaft und zwangsläufig eine Quelle von Instabilität und Gewalt. Vor allem wenn Wahlen von anhaltend geringer Qualität oder dauerhaft starker Gewalt geprägt sind, besteht die Gefahr, dass sie von der Bevölkerung diskreditiert werden. Die mangelnde Integrität führt zu einem enormen Vertrauensverlust der Bevölkerung sowie einer weiteren gesellschaftlichen Polarisierung, wenn demokratische Institutionen zur leeren Hülle werden – und zu einem erhöhten Potential für den Ausbruch von Konflikten, wie beispielsweise im Kamerun und in Simbabwe. Jedoch führen Wahlen weder notwendigerweise zu Gewalt noch sind mit Defiziten behaftete Wahlen zwangsläufig eine reine Fassade. Zunächst einmal sind Wahlen weitgehend alternativlos. Als unverzichtbares Element demokratischer Systeme machen Wahlen allein zwar noch keine Demokratie aus, sie fördern jedoch demokratische Werte und eine friedliche Konfliktbewältigung. Ob Wahlen tatsächlich demokratische Substanz haben, hängt von ihrer Qualität ab, vor allem von der Wahlfreiheit der Bürger*innen sowie der Legitimierung der staatlichen Herrschaft. Insgesamt hat sich die demokratische Qualität in der Subsahara seit den 1980er Jahren verbessert, obwohl der stattfindende Wandel an vielen Orten (noch) nicht nachhaltig ist.

Mittlerweile führen fast alle Staaten Mehrparteienwahlen durch. Dennoch bestimmen in vielen Fällen weiterhin hybride Regime das Bild, die sich in einer Grauzone zwischen demokratischer und autokratischer Herrschaft bewegen. Wie sinnvoll sind Wahlen unter diesen Voraussetzungen tatsächlich? Generell sind sie in all diesen Fällen relevant. Vor allem sind sie jedoch als Prozess und nicht bloß als Ereignis zu verstehen. Bei aller berechtigten Kritik gibt es (immer wieder) deutliche Hinweise auf positive Entwicklungen: Wahlen in Subsahara Afrika finden nicht nur häufiger und regelmäßiger statt als früher, sie sind auch deutlich härter umkämpft. Zudem ist die Kontinuität von Wahlen wichtig, da sich deren demokratische Qualität mit jedem neuen Urnengang verbessern kann. Demnach hat die wiederholte Durchführung von Wahlen, auch wenn sie mitunter noch Defizite aufweisen, grundsätzlich eine demokratisierende Wirkung. Dies kommt zwar noch keiner Konsolidierung gleich, widerspricht aber der gängigen Annahme, dass mit Makeln behaftete Wahlen zwangsläufig die demokratische Qualität untergraben – die gegenteilige Wirkung ist zumindest möglich.